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Verwalten statt gestalten? – Warum unsere Regierung immer nur reagiert
In Deutschland taucht immer wieder das gleiche Muster auf: Unsere Regierung reagiert meist nur, statt endlich mal vorausschauend zu gestalten. Die Behörden stecken in Bürokratie fest, während wichtige Zukunftsthemen einfach liegenbleiben.
Eine Verwaltung, die nur verwaltet und nicht gestaltet, wird den Herausforderungen unserer Zeit einfach nicht gerecht.

Das zeigte sich besonders deutlich während der Flüchtlingskrise 2015, als das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales komplett überfordert war.
Auch heute stolpern wir über ähnliche Probleme: Es fehlt an Fachkräften in den Ämtern, die Einwanderungsverfahren sind zu kompliziert, und die Digitalisierung zieht sich wie Kaugummi. Deutschland bleibt irgendwie träge, während andere Länder wie Kanada oder Singapur längst mutige Lösungen ausprobieren.
Was brauchen wir also? Eine Politik, die nicht nur reagiert, sondern wirklich gestaltet. Sie sollte führen, nicht bloß verwalten.
Die große Chance liegt darin, Verwaltungsprozesse nicht einfach nur ins Digitale zu schieben, sondern sie mal ganz neu zu denken.
Verwalten statt Gestalten: Hintergründe und Ursachen

Die deutsche Politik und Verwaltung kämpfen mit grundlegenden Problemen, die oft dazu führen, dass sie lieber reagieren als gestalten.
Gerade in Krisenzeiten fällt auf, wie sehr Behörden sich aufs Verwalten zurückziehen.
Strukturelle Herausforderungen in der deutschen Politik
Der demografische Wandel setzt die Verwaltung immer stärker unter Druck.
Fachkräftemangel ist ein riesiges Thema – besonders spezialisierte Leute wie Ärzte fehlen in den Behörden.
Die Digitalisierung macht es nicht leichter. Viele Abläufe laufen noch nach alten Mustern ab.
Das sorgt für Ineffizienz und träge Reaktionen.
Dann ist da noch das föderale System. Bund, Länder und Kommunen müssen sich ständig abstimmen, was alles nur langsamer und komplizierter macht.
Sebastian Muschter beschreibt in seinem Buch „Gestalten statt Verwalten!“ diese Probleme ziemlich anschaulich. Er nimmt die LAGeSo-Krise 2015 als Beispiel, als die Berliner Verwaltung mit dem Zustrom Geflüchteter schlicht nicht mehr klarkam.
Die Rolle von Behörden und Verwaltung im Reformstau
Behörden stecken oft in einer Zwickmühle: Sie müssen rechtssicher arbeiten, aber sollen auch flexibel auf Neues reagieren.
Diese Spannung sorgt dafür, dass sie lieber auf alte Verfahren setzen als auf Innovation.
Verkrustete Bürokratie bremst Veränderungen aus.
Langsame Entscheidungswege und feste Hierarchien machen schnelles Handeln fast unmöglich.
In Krisen wird das alles noch sichtbarer.
Die Verwaltungskultur bleibt häufig zu vorsichtig. Fehler zu vermeiden zählt meist mehr als Neues zu wagen.
Muschter meint, Behörden sollten mal wieder frisch über ihren eigentlichen Zweck nachdenken.
Ein Ansatz wäre, die Mitarbeitenden stärker einzubinden.
Wer vor Ort arbeitet, kennt die Probleme am besten und kann Veränderungen mittragen.
Politische Entscheidungsfindung und Zukunftsorientierung
Die Politik denkt oft nur in kurzen Wahlzyklen.
Langfristige Projekte und Reformen verschwinden im Tagesgeschäft.
So fehlt der Mut für visionäres Handeln.
Statt selbst zu gestalten, reagiert die Politik immer erst, wenn es brennt.
Die Corona-Pandemie und die Flüchtlingskrise 2015 haben das mehr als deutlich gemacht.
Die öffentliche Meinung spielt bei Entscheidungen eine riesige Rolle.
Der Druck, populäre statt wirklich nötige Maßnahmen zu treffen, ist hoch.
Kernprobleme bei der Zukunftsorientierung:
- Keine klaren langfristigen Strategien
- Reaktives Handeln statt Proaktivität
- Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Reformen
- Politik und Verwaltung arbeiten oft aneinander vorbei
Reaktives Regierungshandeln: Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft

Wenn staatliche Institutionen nur reagieren und nicht vorausschauend handeln, hat das Folgen – und zwar nicht nur fürs Vertrauen der Bürger, sondern auch für die Wirtschaft.
Behörden und die Erwartungen der Bürger
Das Verhältnis zwischen Bürgern und Behörden leidet immer mehr.
Viele Menschen erwarten heutzutage nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch Effizienz und moderne Abläufe.
Lange Wartezeiten und veraltete Prozesse nerven – und führen zu Frust.
Laut einer Umfrage von 2024 sind 67% der Deutschen unzufrieden mit der Geschwindigkeit, mit der Behörden auf neue Herausforderungen reagieren.
Die COVID-19-Pandemie hat das noch verschärft.
Manche Verwaltungen haben zwar schnell digitale Lösungen eingeführt, aber andere hingen noch an Faxgeräten und Papier fest.
Transparenz und Beteiligung sind den Leuten wichtiger denn je.
Viele wollen nicht nur Entscheidungen hinnehmen, sondern auch mitreden.
Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich
Im internationalen Vergleich ist reaktives Regierungshandeln ein echter Nachteil.
Deutschland rutscht in Rankings zur Verwaltungseffizienz immer weiter ab.
Länder wie Estland oder Dänemark setzen längst auf digitale Verwaltung, während Deutschland noch plant und diskutiert.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen leiden unter komplizierten Genehmigungsverfahren.
Beispiele für Verwaltungseffizienz im internationalen Vergleich:
- Estland: Unternehmensgründung online in 18 Minuten
- Deutschland: Im Schnitt 8 Tage und mehrere Behördengänge
- Dänemark: 98% aller Behördenkontakte laufen digital
Investoren achten darauf.
Bürokratische Hürden werden direkt als Kostenfaktor eingeplant.
Folgen für Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung
Wenn die Regierung nur reagiert, bremst das das Wirtschaftswachstum.
Verzögerte Infrastrukturprojekte, langsame Genehmigungen und fehlende Planungssicherheit kosten jedes Jahr Milliarden.
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft könnten wir mit einfacheren Verwaltungsabläufen ein zusätzliches BIP-Wachstum von 0,5% erreichen.
Gerade Zukunftsbranchen wie erneuerbare Energien und Digitalisierung leiden darunter.
Neue Ideen scheitern oft an Regeln und Vorschriften.
Ein Start-up-Gründer aus München erzählt: „Während wir auf Genehmigungen warteten, hat unser Konkurrent in der Schweiz schon verkauft.“
Die demografische Entwicklung macht das Problem noch größer.
Bis 2030 gehen rund 30% der Verwaltungsmitarbeiter in Rente – das ist ein riesiger Wissens- und Kapazitätsverlust, den wir ohne neue Ideen kaum auffangen können.
Herausforderungen der Gegenwart: Digitalisierung und Klimawandel
Deutschland steht vor zwei dicken Brocken: Digitale Transformation und der Klimawandel.
Beide Themen verlangen mehr als nur Reaktion – sie brauchen eine vorausschauende Politik mit klaren Zielen.
Digitalisierung öffentlicher Leistungen und ihre Defizite
Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, den digitalen Wandel aktiv zu gestalten.
Aber ehrlich gesagt, sieht die Realität ganz anders aus.
Viele Behörden sind bei der Digitalisierung weit abgeschlagen.
Online-Dienste funktionieren oft schlecht oder sind kompliziert.
Wichtige Abläufe verlangen weiterhin Papier und persönliches Erscheinen.
Die Corona-Krise hat diese Schwächen schonungslos offengelegt.
Eine durchdachte Strategie für die Digitalisierung fehlt.
Stattdessen gibt’s einen Flickenteppich aus verschiedenen Systemen bei Bund, Ländern und Kommunen.
So verliert Deutschland international immer mehr den Anschluss.
Was als aktive Gestaltung angekündigt wurde, wirkt am Ende oft wie Stückwerk ohne Plan.
Umgang mit dem Klimawandel: Reaktive versus gestaltende Politik
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen überhaupt.
Unsere Regierung reagiert meist erst auf Gerichtsurteile oder EU-Vorgaben, statt selbst voranzugehen.
Viele klimapolitische Maßnahmen kommen eher wie Zugeständnisse nach Druck von außen rüber.
Ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Energiewende? Schwer zu erkennen.
Die Ziele stehen zwar irgendwo auf dem Papier, aber der Weg dahin bleibt unklar.
Gerade die Verbindung von Digitalisierung und Klimaschutz bietet Chancen, die wir viel zu wenig nutzen.
Digitale Technologien könnten Ressourcen sparen und die Umweltbilanz verbessern.
Aber statt das gezielt anzugehen, setzt die Politik meist nur Einzelmaßnahmen um.
Eine vorausschauende Strategie, die beide Themen zusammen denkt, fehlt komplett.
Wege zu mehr Gestaltungswillen in der deutschen Politik
Deutschlands politische Prozesse brauchen dringend frische Ansätze, um von reaktiver zu gestaltender Politik zu kommen.
Innovative Designmethoden und interdisziplinäre Zusammenarbeit könnten helfen, politische Entscheidungen endlich grundlegend zu verbessern.
Innovative Lösungen in der Wirtschaftspolitik
Die deutsche Wirtschaftspolitik steckt oft in kurzfristigem Denken fest. Es fehlt an Vorausschau, das ist kein Geheimnis.
Initiativen wie die Gestaltungszentrale Politik zeigen, dass es auch anders geht. Sie bringen frische Ideen, wie neue wirtschaftspolitische Konzepte entstehen können.
Statt gleich ein fertiges Positionspapier zu schreiben, sollten wir mehr auf explorative Prozesse setzen. Warum nicht mal ausprobieren?
- Workshops, bei denen Leute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft wirklich zusammenkommen
- Lösungen, die man Schritt für Schritt entwickelt, statt sich zu früh festzulegen
- Methoden, die Dinge sichtbar machen, nicht nur Texte produzieren
Solche Ansätze helfen, wirtschaftspolitische Herausforderungen aus mehreren Blickwinkeln zu sehen. Wenn Designer und politische Entscheider zusammenarbeiten, passiert oft Unerwartetes.
Sie bringen unterschiedliche Denkweisen in einen Raum. Genau das macht die Zusammenarbeit so spannend.
Gestalten statt verwalten: Voraussetzungen für echten Wandel
Wenn wir den Wandel von der Verwaltungs- zur Gestaltungspolitik wirklich wollen, dann brauchen wir strukturelle Änderungen.
Die Initiative für einen handlungsfähigen Staat hat dazu einige ziemlich konkrete Empfehlungen aufgeschrieben.
Hier sind die wichtigsten Voraussetzungen:
Zeiträume für Exploration schaffen – Politik braucht Phasen, in denen man Themen ohne den ständigen Entscheidungsdruck einfach mal erkunden darf.
Interdisziplinäre Teams bilden – Wenn Menschen aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenarbeiten, entstehen oft kreative Lösungen, auf die sonst niemand gekommen wäre.
Einbindung der Bürger – Partizipation sorgt dafür, dass politische Entscheidungen nicht nur akzeptierter, sondern meistens auch besser werden.
Gestaltende Politik denkt nicht zuerst an die Lösung, sondern schaut sich das Problem genauer an.
Man muss lernen, Fragen auch mal länger offen zu lassen und verschiedene Möglichkeiten zu entwickeln, bevor man sich festlegt.
Das braucht ein bisschen Mut – aber so entstehen später oft die besseren Ergebnisse.